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Doppelpass Schule und Verein zur Fußball-EURO 2024: Gelungener Anpfiff in der Stadionlounge von Greuther Fürth

(10.11.2023)
Bereits in den Grußworten wurde deutlich, dass das Thema des Abends, der Doppelpass zwischen Schule und Verein, vielversprechend, von großer gesellschaftlicher Relevanz und für alle Anwesenden eine echte Herzensangelegenheit ist. Wie vielfältig die Wege zu einer gelingenden Kooperation sein können und was aus einer sog. Sportarbeitsgemeinschaft entstehen kann, wurde im Verlauf des Abends deutlich.

Sowohl Holger Schwiewagner, der Geschäftsführer der Spielvereinigung Greuther Fürth, und der für Schule, Bildung, Sport und Gesundheit zuständige 2. Bürgermeister Markus Braun betonten die Notwendigkeit und die Wichtigkeit, Schulen und Vereine zusammen zu bringen, um Kinder und Jugendliche für Bewegung und die Teilnahme am Vereinssport zu begeistern und auf ihrem sportlichen Weg zu begleiten. Im Breiten- wie im Leistungssport, aber auch mit Blick auf den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ab 2026. Daher freuten sich beide darüber, dass der Anpfiff der Bayern-Tour in Fürth erfolgt ist und dass so viele Schul- und Vereinsvertreter bei dieser Informationsveranstaltung in der Spielstätte von Greuther Fürth anwesend waren.
Michael Weiß, der Vorsitzende der Bayerischen Sportjugend, verwies in seinem Grußwort auf die nach der Coronakrise nun wieder „blühende Sport- und Vereinslandschaft“ in Bayern: „Wir hatten noch nie so viele Vereinsmitglieder in Bayern. Bei den unter 27-Jährigen knacken wir bald die 2 Millionen-Marke, das ist ein riesiger Erfolg, der den Vereinen Rückenwind geben sollte. Dennoch bin ich mir sicher, dass in den Schulen noch viele weitere Talente schlummern, die nur abgeholt werden müssen.“ Ganz zu schweigen von dem „sozialen Kitt“, den die Gesellschaft so dringend braucht und der durch die gelebte und erlebte Gemeinschaft in den Vereinen und in den SAGs mit Schulen entsteht, über alle Schichten hinweg und unabhängig von der Herkunft.

Wie vielseitig die Wege zu einer gelingenden Kooperation sein können, wurden an diesem Abend von vielen Akteuren aufgezeigt: u.a. von Uwe Köberlein, der in der Talkrunde die Stundenpläne seiner 120 fußballspielenden Jungen und Mädchen an der Eliteschule des Fußballs, der Bertolt-Brecht-Schule in Nürnberg, und die dazugehörigen Rahmenbedingungen erläuterte. „Die Schüler der Sportklassen brauchen von Anfang an Disziplin und Durchhaltevermögen, denn durch die zusätzlichen Trainings- und Sportstunden am Vormittag geht der Unterricht bis in den Nachmittag, anschließend geht es weiter ins Vereinstraining.“
U19-Spieler Ben Schlicke, der die komplette Förderung im Fürther Nachwuchsleistungszentrum erfolgreich durchlaufen hat, erzählte, wie er als 16-Jähriger erste Erfahrungen im Profitraining sammeln durfte. „Der Anruf des Trainers kam zu dem Zeitpunkt völlig überraschend, aber ich war natürlich stolz und habe die Herausforderung angenommen.“ Trotz der Mehrfachbelastung: er habe teilweise in drei Mannschaften gespielt, musste für die Schule lernen, habe sein Fachabitur und den Führerschein gemacht. Damit das gelingt, habe er in seiner Freizeit auf einiges verzichten müssen. Unterstützung seitens des Vereins gab und gibt es für die aktuellen Spieler durch die Pädagogen der Kleeblattakademie, durch die Trainer und Betreuer oder durch die Mannschaftskameraden. „In der Regel kann ja jeder etwas anderes gut und so kann man sich auch gegenseitig beim Schulstoff helfen.“

Auch wenn die Vereinsphilosophie seit jeher darin besteht, Talente aus der eigenen Jugend an den Profikader heranzuführen- und erfolgreich zu integrieren, werden die meisten Nachwuchsspieler für den Amateurbereich ausgebildet. „Generell ist uns wichtig, dass alle Spieler, auch die, die den Verein verlassen, die hier vermittelten Werte mitnehmen, weiter tragen und weiter leben. Erfahrungen, die beim Mannschaftssport tagtäglich gemacht werden – sich an Regeln halten, diszipliniert sein, gemeinsame Ziele zu verfolgen, Siege und Niederlagen richtig einzuordnen – prägen den gesamten Charakter und sind auch später im Berufsleben gefragt.“ , erläutert Björn Schlicke, der als sportlicher Leiter am NLZ Fürth für die sportliche und Persönlichkeitsausbildung der jungen Talente verantwortlich ist.

Sport und Bewegung als Ausgleich zum Schulalltag gehören auch zu den Herzensanliegen der neuen Kultusministerin Anna Stolz. Ihr Credo „Bewegte Kinder sind gesünder und glücklicher“ zitierte Christoph Rackl, der in seinem Best-Practice-Vortrag den Weg der Staatlichen Realschule Schwabach von der Fußball-SAG bis zum Fußball-Stützpunkt skizzierte und den Mehrwert für alle Beteiligten aufzeigte. „Wenn man sich auf den Weg macht, dann ist es für alle eine Win-Win-Situation: die zusätzlichen qualifizierten Sportangebote tragen zur Rhythmisierung des Schulalltags bei, die Schule gewinnt durch das Sportprofil an Attraktivität und die beteiligten Vereine können ihre Angebote vorstellen und Talente sichten.“ Ein Mehrwert für die Fußballvereine kann auch durch die Verknüpfung der Sport-nach-1-Mentoren-Ausbildung mit der DFB-Junior-Coach-Ausbildung entstehen, die immerhin ein Drittel der C-Trainer-Ausbildung ausmacht und ein erster Schritt ins Coaching und ins Ehrenamt sein kann. 

Mit Blick auf die Fußball-EM im kommenden Jahr  wurde auf zahlreiche bestehende Aktionen des DFB, des BFV und der Landesstelle für den Schulsport hingewiesen: für die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften in Form von Tageslehrgängen, eSessions oder bei den schulinternen Fortbildungen „Spielen und Bewegen mit Ball“ für die 1.-4. Jahrgangsstufe, oder „Fußball-Basistechniken (kennen)lernen“ für die 1.-6. Jahrgangsstufe, für die Durchführung von Projekten, wie z.B. die verschiedenen DFB-Fußballabzeichen oder die Aktion Ballhelden, die für die Anbahnung einer Kooperation zwischen Schule und Verein bestens geeignet sind. 

Die Vorfreude auf die „EM dahoam“ spiegelt sich bereits in den SAG-Zahlen des aktuellen Schuljahres wieder: Fußball hat mit 363 Kooperationen die Spitzenposition im Sportartenranking wieder zurückerobert und ist beliebteste Sportart im SAG-Modell, knapp vor Volleyball (357), Basketball (333), Tennis (210) und Handball (206). Man müsse aber auch unabhängig von den Großereignissen immer am Ball bleiben, meinte der BFV-Bezirksvorsitzende Uwe Mauckner, und verwies auf die eigens eingerichtete Arbeitsgruppe zur Erarbeitung von Einbindungsmöglichkeiten der Vereine im Ganztag. Darüber hinaus bot er den Vertretern der mittelfränkischen Schulen und Vereinen an, jederzeit eigene Ideen und Konzepte einbringen zu können. Erste Ideen wurden beim Get together in der Kleeblatt-Lounge noch diskutiert und ausgetauscht.

Achim Engelking, der als zuständiger Referatsleiter für die Zusammenarbeit zwischen Schule und Verein als Moderator durch den Abend führte, bedankte sich bei allen Beteiligten für die gelungene Kick-Off-Veranstaltung: insbesondere bei Uwe Mauckner sowie bei Jürgen Brandl und der Spielvereinigung Greuther Fürth, die auf einem tollen Spielfeld mit den Hauptakteuren Björn und Ben Schlicke für den perfekten Doppelpass gesorgt haben, der hoffentlich von vielen Schulen und Vereinen aufgenommen und in gelingende Fußball-Kooperationen verwandelt wird! 

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